A Hundred Things I Love And Hate About You


Seit einer Woche bin ich nun wieder zurück aus den USA. Und nachdem ich festgestellt habe, daß ich doch so einige Gewohnheiten der letzten Monate schon vermisse und naheliegenderweise auch schon sehr häufig gefragt wurde, was ich denn nun gut oder nicht gut fand, wird es Zeit für meine persönliche „Love & Hate“-Liste von Dingen, an denen man meines Erachtens als Europäer im Land der unmöglichen Begrenztheiten 😉 sehr viel Gefallen finden, aber auch reichlich viel Anstoß nehmen kann.


Wer mit mir über einige dieser Punkte (oder auch alle) gerne streiten möchte, ist hiermit herzlich eingeladen. Wer glaubt, das nicht tun zu müssen, hat gemerkt, daß ich diese Auflistung selbst für absolut subjektiv, total polemisch, völlig überzogen und natürlich unzulässig verallgemeinernd halte und außerdem alles andere als ernst meine. 😉 (Mindestens einer von Euch dürfte sich angesichts manchen Wortlauts reichlich copied & pasted vorkommen. Keine Sorge, die Nachricht an Dich war ein Unikat, und die Idee zu diesem Blog-Artikel entstand während des Schreibens der Email an Dich.)


Hier nun trotz der Nummerierung ohne besondere Reihenfolge oder Priorisierung …


Pro: Dinge, die ich vermisse

  1. Der Ausblick auf die Landschaft in meiner Gegend in Pennsylvania (und eigentlich fast überall, wo ich mich herumgetrieben habe).
  2. Eine Herbstfärbung wie aus dem Malkasten. (Wie gesagt, einen ganz guten Eindruck über die Farbenpracht und die Schönheit der Landschaft verschafft ein Blick auf meine Haupt-Webseite www.boltz-online.com und den dortigen Link „Fotografie“, z.B. mit den Galerien „USA 2009“, „Neuengland, USA“ aber auch „Westen der USA 2008“, erreichbar über die Weltkarte bzw. die direkten Verlinkungen unter ebenjener Karte.)
  3. Der Anblick von Einspännern auf Lancasters Straßen und Pferdetränken vor dem Wal-Mart. Die meisten Autofahrer sind von den Amish als Verkehrsteilnehmer zwar eher genervt. Aber ich fand’s witzig. 🙂
  4. Klondike Bars
  5. Die (im Gegensatz zu anderen Ländern!) kaum aufkeimenden Dünkel gegenüber Ausbildungsabschlüssen, Berufsbezeichnungen oder akademischen Titeln und ihre geringe Bedeutung für die berufliche Gleichberechtigung und Förderung (natürlich abgesehen von einer ggfs. jeweils tatsächlich nötigen fachlichen Eignung). Kaum jemand trägt so etwas in seinem Namen, und kaum jemanden interessiert es. Es ist für das Miteinander das, was es ist: völlig egal.
  6. Die Unkompliziertheit bei fast allen Dingen des täglichen Lebens.
  7. Steuerfreiheit auf Elektronik- und Fotoartikel bei Bestellung auf Amazon und Lieferung nach Pennsylvania.
  8. Die Großzügigkeit und Gastfreundschaft der meisten Menschen.
  9. Einladungen zum Barbecue und Thanksgiving Dinner.
  10. Kostenloser Kaffee im Büro, und sogar ganz brauchbarer. Solange nicht „Regular Coffee“ draufsteht … !!
  11. Amish-Bier
  12. Rechts abbiegen trotz roter Ampel (jedenfalls in den meisten Bundesstaaten). Als Ossi geht mir bei der Erinnerung an den (omnipräsenten) Grünen Pfeil das Herz auf. Und dabei ist da noch nicht mal einer! 😉
  13. Die Mittelspur mancherorts auf den Straßen, die einem hilft, sich problemlos und zügig in den Verkehrsfluß einzufädeln.
  14. Mein Mustang.
  15. Die generelle Verfügbarkeit von jeglicher Art Konsum, d.h. 24/7 oder zumindest späte und damit arbeitnehmerfreundliche Ladenöffnungszeiten. Ob dies auch immer mit einer ausreichenden Bewahrung von Arbeitnehmerinteressen funktioniert, muß man anzweifeln dürfen – womit dieser Punkt eine deutliche Unwucht und Kehrseite hat, die auf jeden Fall in den zweiten Teil dieser Auflistung gehört. Dem Erleben von Tagen der „Besinnung“ scheint jedoch auch diese Verbraucherpolitik nicht zum Nachteil zu gereichen (denn dafür sollte jeder selbst Verantwortung tragen können).
  16. Wieder nur ein bißchen Pro: Der problemlose und jederzeit mögliche Zugriff auf eine reichhaltige Auswahl (leider auch ungesunden) Essens. 😉
  17. Die Vielfalt und Masse des für jeden Geschmack und für jede Stimmung etwas bereithaltenden Unterhaltungsangebots, egal ob TV oder Kino oder Theater oder Musik.
  18. Kino-Werbung beginnt bis zu eine halben Stunde VOR dem angegebenen Filmstart und zeigt dann größtenteils Mini-Making-Ofs, Filmvorschauen und TV-Programmhinweise. Direkt vor dem Filmbeginn laufen fast ausschließlich Trailer. Man wird also kaum von Produktwerbung genervt.
  19. Alle Filme laufen in „Originalversion“ … 😉
  20. TV-Sender mit bis zu 8 Folgen Scrubs pro Tag.
  21. The Daily Show with Jon Stewart.
  22. The Colbert Report.
  23. Konzerte von Bands, die sich normalerweise nur alle paar Jahrzehnte für einen einzigen Auftritt nach Deutschland verirren. Bei irgendeinem ihrer zahlreichen US-Gigs sind sie selbst für eine Anfahrt von Pennsylvania aus immer noch in Reichweite.
  24. Digitales Satellitenradio mit Kanälen, die exakt meinen Musikgeschmack treffen. Ich nenne es „Bildungsradio“ 😉 (siehe Unterhaltungsangebot).
  25. Ich bin versucht, zu schreiben „der billige Sprit“ (zuletzt ca. 45 Eurocent pro Liter!). Das hat jedoch eine nur allzu bekannte Kehrseite bzw. eine zweifelhafte ökologische und wirtschaftliche sowie indirekt leider auch verteidungspolitische Komponente in den USA und sollte von daher besser nicht so kurzsichtig und naiv herbeigewünscht werden.
  26. An fast allen Tankstellen kann man direkt an der Zapfsäule mit Karte bezahlen.
  27. Raucher sind eher eine Randerscheinung. Von daher gibt’s trotz des beinahe umfassenden Rauchverbots in öffentlichen Einrichtungen fast nirgendwo separate Raucherräume in Restaurants und Kneipen, aus denen der Dunst soundso rüberziehen würde, sobald einer die Tür öffnet. Aber OK, ich leide mit den armen Mitmenschen, die dann draußen und evtl. in der Kälte paffen müssen… 😉
  28. Baseballspiele als Wochenendausflüge für die ganze Familie.
  29. Nahezu alle öffentlichen Einrichtungen (Hotels, Motels, Tankstellen, Cafés, Donut-Shops, Restaurants, Burger-Buden…) haben einen frei zugänglichen WLAN-Hotspot. Lückenloses kostenloses Internet ist in Großstädten Realität!
  30. Die sehr viel lockereren Umgangsnormen, wo man – auch wenn’s fast immer nur oberflächlich ist – mit jedem mal hier und da ein freundliches Wort wechselt und ansonsten jeden sein Ding machen läßt. Da paßte ich mit meiner Kontakt- und Gesprächsfreudigkeit irgendwie rein. Die häufige, vermeintliche Oberflächlichkeit/Flüchtigkeit der Amis kann man auch schnell aushebeln … 😉 Hier in Deutschland hab ich nach den ersten paar Tagen und im direkten Vergleich das Gefühl, ein Lächeln müsse man aus den Leuten mehr rauskitzeln. Von allein ziehen die wenigsten mal die Mundwinkel hoch – scheint mir. Mag vielleicht daran liegen, daß hier gerade Winter ist und es nachmittags um 4 dunkel wird…!?


Contra: Dinge, bei denen man an Amerikanern (zumindest in Pennsylvania) verzweifeln oder sich wenigstens über sie amüsieren kann 😉

  1. Die Vernarrtheit in Waffen (bei mehreren meiner jagderfahrenen Kollegen, ihren Ehefrauen und ihren halbwüchsigen Kindern) und die Vorstellung, ein Recht darauf, wenn nicht sogar die „verdammte Pflicht“ zu haben, sich und seine Familie mit einem geladenen Schießeisen im Haus zu verteidigen.
  2. Deer Hunting Season
  3. Die polemische Ideologisierung bei so vielem, was Politik angeht (vorgegackert durch die Mehrheit der Medien).
  4. Einige erzkonservative, fast schon hasserfüllte und dabei doch nur Unsinn oder Halbwahrheiten verbreitende Radio-Talker.
  5. Demonstranten gegen die Gesundheitsreform, die Barack Obama allen Ernstes und mit voller Überzeugung gleichzeitig als Nazi und als Kommunisten beschimpfen, der Oma den Stecker vom Atemgerät ziehen will und die behaupten, er wolle den Sozialismus einführen. Dabei wissen die wenigsten, was Sozialismus überhaupt ist. Und das, worauf sie im Einzelnen damit abzielen, war meines Erachtens noch der gute Teil an dieser Idee.
  6. Town Hall Meetings zur Gesundheitsreform, in denen die Leute ihre gewählten Repräsentanten und sich gegenseitig nur niederbrüllen und eigentlich gar nicht zuhören wollen.
  7. Fox News
  8. Glenn Beck von Fox News!!
  9. CNN(!)-Nachrichtensendungen, in denen zur Prime Time eine halbe Stunde über die Geburt von Achtlingen in Virginia berichtet wird, aber nur 5 Minuten über den G20-Gipfel in Pittsburgh.
  10. Nahezu die gesamte Republikanische Partei
  11. Sarah Palin
  12. Sarah Palins Buch „Going Rogue“.
  13. Menschen, die Sarah Palins Buch „Going Rogue“ gelesen haben und diese Frau gern als nächste US-Präsidentin sähen.
  14. Der Gedanke, Sarah Palin könnte irgendwann die nächste US-Präsidentin sein… aber ich schweife ab.
  15. Das weit verbreitete Desinteresse für alles, was jenseits der eigenen Landesgrenzen passiert und die Ansicht, aufgrund amerikanischer Freiheitswerte ein Recht auf dieses Desinteresse zu haben und auch noch stolz darauf sein zu dürfen.
  16. Drive-In Bankschalter. Na gut, man spart den größeren Parkplatz. Aber trotzdem, mal ehrlich… 😉
  17. TV-Werbespots für Fußcreme, in denen Senioren von ihren blutigen Füßen berichten.
  18. Die zwar angenehm stressfreien, aber dafür trotzdem lächerlich niedrigen Geschwindigkeitsbegrenzungen.
  19. Der furchtbar passive und ignorante Autofahrstil, bei dem jeder andere Autofahrer noch nicht mal annäherend an der eigenen Wahrnehmung zu kratzen scheint.
  20. Die von Puritanismus geprägte, total verklemmte, aber gleichzeitig völlig enthemmte Festlegung, worin größere Gefahr für die Entwicklung von Kindern liegt: in brutaler Gewalt oder in ein bißchen nackter Haut in jeglicher Art Entertainment. Es ist nach amerikanischer Ansicht leider eher der blanke Hintern. Ergebnis sind dann Herz-Rausreiß-Szenen in Filmen im Fernsehen am Sonntagvormittag um 10 Uhr, der ebenfalls daraus resultierende Tittenmangel im Free-TV (Welchen Schaden soll das bei einem Kind anrichten? Welchem Jugendlichen ist gut getan, sowas nur „verboten“ und heimlich zu Gesicht zu bekommen? Und wir sprechen hier nicht von Pornografie…!) sowie die doppelmoralische „verbale Sauberkeit“ in der Öffentlichkeit (inklusive raus-gepiepter, aber immer noch wahrnehmbarer Schimpfwörter in TV oder Radio) und der andererseits trotzdem verbreitete, fast schon demonstrative Fäkalhumor von Kerlen, wenn sie unter sich sind.
  21. Bier mit Erdbeergeschmack
  22. Oktoberfest-Imitate, die für deutsche Kultur gehalten werden.
  23. Der miserabel abgesicherte Arbeitsmarkt, wo man selbst als Hochqualifizierter im Ernstfall am Morgen noch nicht weiß, ob man am Abend noch einen Job hat.
  24. Mehr als 20 Urlaubstage pro Jahr sind eine Ausnahme und fast ausschließlich Mitarbeitern vorbehalten, die mindestens 10 Jahre für das Unternehmen tätig sind.
  25. Die eher selten existierenden Kranktage-Regelungen in Firmen, was bewirkt, daß mit aller Regelmäßigkeit die Angestellten – angesichts der Tatsache, sonst Urlaubstage nehmen zu müssen – röchelnd und rüsselnd zur Arbeit kommen und ihre Kollegen anstecken.
  26. Mitbürger, die Vegetarismus für schlechtes Benehmen oder/und unpatriotisch und den Klimawandel für eine Erfindung von (Zitat!) „schwuchteligen Europäern“ halten.
  27. Die Überzeugung, jeden Aspekt des täglichen Lebens auf Gott und „Seinen Willen“ oder die Liebe zum Vaterland beziehen zu müssen, mit der Folge, sozialen Abstieg, Krankheit und selbst Mord und Totschlag als von höherer Instanz gelenkt anzusehen.
  28. Die selbst in öffentlichen Parks ausschließlich asphaltierten Wege
  29. Die schlechten und oft löchrigen Straßen in Innenstädten bzw. solche weiter außerhalb, auf denen es jenseits von Wohnsiedlungen weder Fuß- noch Radwege gibt, weshalb Spazierengehen oder Joggen zum echten Abenteuer wird und u.a. kaum einer mal irgendwohin zu Fuß geht (kausale Kette vermutlich eher umkehrbar).
  30. Die ausschließlich maximal zweilagigen Papiertaschentücher, die beim ersten Benutzen sofort zerreißen.
  31. Die Vorstellung, daß gutes Essen immer fettig glänzen und triefen muß.
  32. Die unmögliche Ess-„Kultur“, bei der Nahrungsaufnahme als Notwendigkeit betrachtet und deshalb möglichst „Take Away“ oder am Schreibtisch oder selbst im Restaurant unter 30 Minuten erledigt wird und die Bedienung unaufgefordert die Rechnung bringt, wenn man beim Tellerabräumen nicht sofort ein Dessert bestellt.
  33. Das endlose Zivilklagesystem, bei dem jeder kleine Provinzanwalt einer armen Mom erfolgreich einreden kann, daß sie McDonald’s wegen des zu heißen Kaffees verklagen sollte, den sie sich selbst über die Hose gekippt hat.
  34. Die Geldscheine, die selbst nach 4 Monaten auf den ersten Blick ins Portemonnaie immer noch alle gleich aussehen.
  35. Das nicht-metrische System.
  36. Warme Kartoffelchips als Beilage zum Salat.
  37. Das fehlende Wissen, daß ein Brötchen aus mehr als 1/4 Weißteig und 3/4 Luft bestehen und dunkles Brot mehr als nur Mais-Toastbrot sein kann.
  38. Die angeblichen Sicherheitsvorschriften, die besagen, in gewissen Firmenkantinen oder sogar Hotels ausschließlich Pappgeschirr und Plastikbesteck anbieten zu dürfen.
  39. Die nicht gerade überzeugend erläuterten Sicherheitsbestimmungen, an sehr vielen touristischen Orten kein Fotostativ benutzen zu dürfen, wie z.B. auf der Aussichtsplattform des Empire State Building oder den Stufen des Lincoln Memorials.
  40. Die weit verbreitete, fast schon paranoide Angst vor dem Alleine-durch-die-Gegend-spazieren und vor dem bösen (respektive meist schwarzen) Mann in Großstädten zu später Stunde.
  41. Das Verständnis von Privatbesitz, das dazu führt, vor den meisten Grundstücken oder auch kleineren Wäldern „No-Trespassing“-Schilder aufzustellen, bei deren unüberlegter Missachtung Uncle Marvin mit der Schrotflinte auf einen anlegen darf und dafür vor Gericht auch noch Recht bekäme. Ok, Letzteres vielleicht nur während der Deer Hunting Season… 😉
  42. Die selbst bei sibirischen Minusgraden oder schweißtreibendem Shorts- und T-Shirt-Wetter auf eisige 15 Grad runtergekühlten, zugigen, zusätzlich auch noch furztrockenen, augenreizenden und von daher potentiell gesundheitsgefährdenden Läden, Kneipen und Kinos(!).
  43. Die eigentlich freundlich oder zurückhaltend gemeinte Art, „very interesting“ zu sagen, aber doch „fucked up“ zu meinen.
  44. Selbst bei Temperaturen nur kurz über Null, manchmal sogar bei Schnee, laufen in Pennsylvania (und auch in anderen Bundesstaaten wie z.B. Arizona) einige Leute in Shorts, T-Shirt und Flip-Flops herum (leider auch als Vorbilder für ihre Kinder). Das ist nicht wirklich ein amerikanisches Phänomen, das machen die Kiwis in Neuseeland auch, sobald auch nur ein einziger Sonnenstrahl zu sehen ist. Ich nenne es den Flip-Flop-Effekt – wenn man also denkt, daß Temperaturen unter 25 Grad nur eine kurzweilige Laune der Natur sind, und sobald Regen oder Schneefall aufhören, es sofort wieder warm ist. Hartgesotten oder ein bemerkenswertes Temperaturempfinden! 🙂
  45. Trennwände in öffentlichen Toiletten, die den meisten Menschen gerade mal bis zur Brust reichen und die auch sonst alles andere als blickdicht gebaut sind. Wer will schon versehentlich einen Blick auf jemanden werfen, der gerade auf’m Topp sitzt…
  46. Der TV-Prediger auf WGN.
  47. Kühlschränke, die dreimal so viel Strom fressen, wie meine Waschmaschine.
  48. Alle 5000 Sorten Peanut Butter.
  49. Der irritierte Blick, wenn man bei McDonald’s Mayonnaise zu den Pommes haben möchte.
  50. Die Tatsache, daß man ein bestelltes Getränk in Cafés oder Fast-Food-Läden ungefragt (und wenn man nicht schnell genug Einspruch erhebt) fast immer nur „to go“ bekommt und man schon Glück haben muss, wenn es überhaupt richtige Tassen anstatt nur Pappbecher gibt.
  51. Die Bestellung eines Kaffees, dessen Bezeichnung etwa so lang ist wie dieser Blog-Eintrag („triple grande half decaf two pumps of white mokka sirup soy milk and extra whipped cream not so hot double mokka macchiato“), und nachher macht das Mädel trotzdem nur 3 Kreuze auf den (wie gesagt fast schon unvermeidlichen!) Pappbecher.

  52. Vermutlich wird sich der eine oder andere von Euch mit seinen eigenen Erfahrungen und Eindrücken hier wiedergefunden haben. Und mit Sicherheit wird diese Liste von mir immer mal wieder erweitert oder verändert werden. Wer sich fragt, warum der Contra-Teil zeitweise länger ausfällt als der Pro-Teil und ob es demnach für mich in diesem Land nicht absolut furchtbar gewesen sein muß, dessen Aufmerksamkeit möchte ich darauf lenken, daß meine ganz persönliche „Hate“-Liste eigentlich fast nur Nebensächlichkeiten enthält (damit ist sie der „Love“-Liste stellenweise allerdings nicht unähnlich). Dies sind größtenteils eher typische (bis stereotype) Marotten der US-Amerikaner, die ich zwar durchaus wahrgenommen, die mir aber auf gar keinen Fall den Aufenthalt in den USA vermiest haben oder mich davon abhielten, erneut für längere, wenn auch nicht unbegrenzte Zeit dort zu leben und zu arbeiten. Es fällt mir leicht, über viele dieser Dinge (nicht alle!) einfach hinwegzusehen oder mich an sie zu gewöhnen … mit einem entspannten Grinsen sowie einem überzeugten „I don’t give a shit“ – und einem frei datierbaren Rückflugticket in der Tasche! 🙂


    Es bleibt mir nur noch zu sagen: „Yankee-Land, Du bist wirklich bewundernswert. Aber manchmal wollte ich Dir auch echt eine reinhauen!“. 😉


    Lasst es Euch gutgehen!

    Marco


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P.S.: (September 2023) Mir ist bewusst, daß sich diese Liste nach so langer Zeit, nach 4 Jahren Donald Trump und fast 4 Jahren Joe Biden und allem, was damit zusammenhängt oder was diese Zeit charakterisiert („alternative“ Fakten, Wahlkämpfe, Sturm auf das Kapitol, eine Pandemie, die Bedeutung von Social Media usw.) – daß meine Aufzählung aus dem Jahr 2009 fast schon harmlos bzw. unvollständig klingt. Aber die größten Auswüchse der gesellschaftlichen Entwicklungen in den USA kannten damals die heutigen und ggfs. zukünftig sogar noch schlimmeren Exzesse der Polemisierung, der Polarisierung und des politischen Tribalismus noch nicht, obwohl sie sich bereits abzeichneten und auch meine nicht immer ganz ernst gemeinten Punkte im Rückblick wie düstere Vorboten klingen, von zwischenmenschlichen Verirrungen, die wir heute sehen und was in nicht geringem Maße überall auf der Welt (auch in Europa und Deutschland) seine Nachahmer findet.
Ich war seither immer wieder in den Staaten, meistens privat, und ich bin es auch in diesem Moment, in dem ich mich veranlasst fühle, diesen Nachklapp zu schreiben. Es ist wie so oft und wie damals das Kopfschütteln über das, was ich hier beobachte und höre, heute vielleicht nur umso mehr. Dabei verkneife ich mir jegliche Herablassung speziell über die Menschen in diesem Land. Sie sind uns in der sogenannten westlichen Welt auf tragische Weise lediglich immer nur ein paar Jahre voraus, wie die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen auch zuhause gezeigt haben, jeweils auf ihre oder unsere eigene Art. Da sich meine „Love & Hate“-Liste aber auf meinen Aufenthalt in 2009 bezieht, will ich sie nicht mit weiteren aktuellen Anekdoten und Aspekten anreichern. Das ist für mich vielleicht irgendwann noch mal eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.

2 Gedanken zu “A Hundred Things I Love And Hate About You”

  1. Dass jeder Amerikaner stolz ist, eine Waffe im Schrank zu haben, habe ich selbst mehrfach gehört („Sonst gäbe es hier viel mehr Morde“). Zur Positivliste gehört m.E. die auffallend große Toleranz, z.B. Fettleibigen (und die gibt es en masse in den USA) gegenüber und zur Kleidung (z.T. abenteuerlich). Vergessen hast Du die schrillen Schreie der Amerikanerinnen. Fragt sich nur, ob die für Dich in die Pro- oder in die Contraseite gehören… Dass in den Nachrichten und in den Köpfen der Amis ausschließlich die USA im Mittelpunkt jeglichen Interesses stehen („Was ist Europa? Wo liegt das überhaupt?“), merkt man bereits nach zwei Tagen.
    Aber, lieber Marco, es war doch eine schöne Zeit, oder ?

  2. Das war es auf jeden Fall, und ich hoffe das kommt auch mit (oder trotz) dieser Liste zum Ausdruck. Man darf sich beim Lesen halt nur nicht an der Ironie stoßen… ?
    Keine Ahnung, was Du mit den Damen da drüben angestellt hast, aber schrille Schreie würden nicht zwingender zur Negativliste gehören, als das bei einem reinen Frauentisch in einer deutschen Kneipe der Fall wäre.
    Dem Punkt Toleranz kann ich nicht uneingeschränkt zustimmen. Gegenüber Stilblüten in Aussehen oder Kleidung bzw. stark Übergewichtigen, ja – sonst würden sie ja auch einen Großteil ihrer Landsleute diskriminieren. Gegenüber mittelasiatisch (vulgo: arabisch) anmutenden und in vielen Gegenden auch immer noch gegenüber schwarzen Mitmenschen sowie Latinos kennt die Vorurteilsfreiheit aber leider allzu deutliche Grenzen.

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