Grand mit vielen

Noch ein abschließendes Wort zu Moab und dem Arches Nationalpark. Am letzten Abend hab ich dort noch eine längere Wanderung zum Double O‘ Arch unternommen. Die Herausforderung im Arches ist aber nicht zwingend die Entfernung eines solchen Trails, sondern eher die Hitze und die auch sonst nicht sehr menschenfreundliche Umgebung einer Wüste. War ich am ersten Abend noch sicheren Fußes vom Delicate Arch im Dunkeln dafür aber mit Mondlicht gut geleitet und außerdem in Begleitung von jeder Menge anderer später Wanderer zurück zum Auto gekommen, sah das am Double O schon ganz anders aus. Ein recht kraxeliger Weg, der auch mal über schmale Felsrücken verläuft, machen das eher zu einer No-Go-Area für Wanderungen nach Sonnenuntergang. Somit hatte ich mir also fest vorgenommen, den ca. 5 km langen Rückweg auf jeden Fall lange vor Einbruch der Dunkelheit anzutreten und somit auf Sonnenuntergangsbilder am Arch zu verzichten. Und außerdem wollte ich im Zweifelsfall auch möglichst nicht alleine zurücklaufen. Ein falscher Tritt auf diesem Pfad, und ich hab ein Problem – besonders wenn nicht noch andere Wanderer unterwegs sind. Aaron Ralston lässt grüßen. 😉

Ich hab mich also früh genug trennen können, hab eine durchgeknallte Sängerin aufgegabelt, die in diesem Talkessel unbedingt das Echo ihrer Gesangskünste testen wollte und hab sie fast schon genötigt (auch in ihrem eigenen Interesse), nicht allein zurückzubleiben. Naja, wir haben uns zumindest den Rückweg mit angenehmer Unterhaltung verkürzt. Und sie war dann am Ziel vermutlich auch nicht sooo traurig, daß auch sie nicht allein hatte zurücklaufen müssen. Wir haben nämlich zwei Mal den Pfad „verloren“ (geht aber auch fix – da wird man halt nicht alle paar Meter mit Hinweisschildern verwöhnt), und wir standen irgendwo in einer Sackgasse vor einer Felswand oder einem doch etwas zu hohen Abgrund – eine Situation, die sie angesichts der einbrechenden Dunkelheit in immer wahrnehmbarere Panik versetzte. Alleine wäre dort vermutlich jedem von uns ganz schön der Stift gegangen. 😉 Und so kamen wir da halt einfach mit gegenseitiger moralischer Unterstützung ganz easy wieder raus. Also alles gut, Mutti! 🙂

Seit vergangenem Montagabend bin ich im Grand Teton Nationalpark im lauschigen Wyoming. Um hierher zu kommen, musste ich einen ganz ordentlichen Ritt von ca. 850 km zurücklegen. Dabei hab ich auch gleich noch Neuland betreten. Bevor es nach Wyoming ging, konnte ich wiedermal ein weiteres Häkchen auf der Liste der Bundesstaaten machen, in die ich nun schon einen Fuß gesetzt habe.

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Übrigens überquert dieser Highway auf dem Weg nach Grand Teton die besagte State Line mehr als einmal, immer schön hin und her. 🙂

Grand Teton ist jedenfalls ein einziges Wunder. Naturspektakel gibt es hier in rauen Mengen und vielseitigster Art, auch wenn sie eher nicht so die Extreme wie im Arches und vermutlich auch Yellowstone umfassen. Es ist eher eine sehr „normale“ Landschaft, dafür aber mit herrlich satten Farben, spiegelnden Flußläufen, funkelnden Seen und schneebedeckten Bergspitzen. Hier mal eine kleine Kostprobe (nur aus der Knippse, die Bilder der großen Kamera enthalte ich Euch bewußt vor, will ja nicht mein ganzes Pulver verschießen 😉 ) – eine kleine Kostprobe also von den Tetons, den Namensgebern des Parks.

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Auch die Tierwelt ist hier einfach prächtig anzuschauen. Bisher ist die schiere Menge an vorbeilaufenden Elchen und Bären zwar bei Weitem noch nicht so groß wie letztes Jahr in den kanadischen Rockies. Das wird an der späteren Jahreszeit liegen. Aber dafür sind mir zum ersten Mal Bisons vor die Linse geraten. 🙂

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Bis Sonntag kann ich mir hier noch in aller Ruhe Zeit nehmen. Danach geht es die paar Meilen nordwärts nach Yellowstone. Im Gegensatz zu den letzten Trips dieser Art hab ich mir ja diesmal ganz bewußt nur zwei Hauptziele ausgesucht und dafür jeweils etwas mehr Zeit reserviert, als das vorher manchmal der Fall war, als ich zumeist nur maximal drei oder vier Tage an der gleichen Stelle übernachtet habe (wenn überhaupt so lang). Man sieht zwar mehr Orte, aber stressiger ist es allemal. Von daher find ich meinen „neuen Ansatz“ gerade sehr entspannend. 🙂
Ach und bevor einer fragt: WLAN gibt es hier ganz zuverlässig in jeder Lodge und jedem Restaurant, und sogar mein Verizon-Handy hat im letzten Winkel des „Märchenwaldes“ meistens ganz brauchbaren Empfang. 😉

PS: „Große“ Bilder gibt es ab jetzt übrigens auf der Hauptseite www.boltz-online.com unter „Fotografie“ und „USA 2014“.

4 Gedanken zu “Grand mit vielen”

  1. Super Lektüre für mich. Daaanke!!! Und schreib weiter so fleißig. Ich bin schon gespannt auf den nächsten Eintrag und neue Fotos, auch wenn nur aus der Knippse.

  2. Was war das denn für eine Sängerin? Konnte sie singen, hat es sich gut angehört?

  3. Das war eine Berufssängerin, auch wenn sie selber mit dem Begriff Beruf vorsichtig umgegangen ist. Aber zumindest kann sie wohl davon leben. Sie war auf einer Konzertreise durch Utah und hatte ein paar Tage frei. Ja, klang ganz anständig, was sie da geträllert hat. 🙂 Sowas ist im Arches aber nicht so ungewöhnlich. Da finden ganze Klassikkonzerte in der Kulisse der Felsen statt. „Durchgeknallt“ bezog sich auch eher auf die generelle Attitüde der Gutsten, aber von der netten Art. 😉

  4. Hi Marco,
    scheint so zu sein, daß Du gut über den Teich gekommen bist.
    Du weißt ja, mit dem Lesen habe ich es nicht so. Mach mal weiter schöne Fotos. Ich schaue sie mir dann an, wenn Du wieder da bist. Ist doch unterlegt mit Deiner Stimme immer noch am Besten ????
    Bis denne …

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