La La Lights


Ich bin zurück aus der Wildnis. Im Vergleich zu den letzten 48 Stunden jenseits des Polarkreises fühlt sich Fairbanks gerade wie eine regelrechte Metropole an.
Zuerst ging es per Tourbus in aller Frühe los in Richtung Norden. Der Dalton Highway ist wie gesagt von den meisten Mietwagenfirmen nicht für deren reguläre Autos freigegeben, von daher ging da nichts mit „meinem“ Mietauto – obwohl ich anderswo echt schon schlimmere Straßen für PKW gesehen habe. Naja, die Tour-Unternehmen wollen ja auch was verdienen. Nach ein paar Stunden war es dann soweit: ich hab zum ersten Mal den Polarkreis überschritten. Natürlich nicht, ohne ein „Zertifikat“ dafür ausgehändigt zu bekommen.



Bis zum Zielpunkt in Coldfoot (der Name ist dort durchaus Programm) überquert man den Yukon River und fährt immer entlang der berühmt-berüchtigten Alaska Pipeline durch sehr farbenprächtige Tundra. Die benutzen hier tatsächlich das russische Wort für diese Landschaft. Naja, so lange ist der Deal des Jahrtausends mit den Russen ja auch nicht her.


Dann tauchte am späten Nachmittag das quasi einzige Camp mit sowas wie Infrastruktur weit und breit auf. Yep, das da unten ist eine Start- und Landepiste für Kleinmotorige, die auch von Tourteilnehmern wie mir z.B. für den Rückweg benutzt werden kann. Schon vor Tourbeginn übrigens inklusive grammgenauem Abwiegen des Gepäcks. Da wird dir jede Buxe abgezählt, die du für die Zeit da oben dabei haben darfst. 😉 Nachdem die Brüder sich bei mir zuerst mit den Kilos nicht so ganz einig waren (wie bei „echten“ Fluggesellschaften!), deckte das Limit dann „sogar“ den minimal nötigen Teil meines Fotoequipments. Ich hab drei Kreuze gemacht.



Den Rest des Nachmittags und Abends hab ich bis Mitternacht genutzt, um noch ein bißchen die Augen zuzumachen. Und dann ging es in der Geisterstunde ab auf die Jagd nach den Nordlichtern. Deren Aktivität ist ja zwischen 1 und 4 Uhr am stärksten. Geht halt nicht ohne Nachtschichten. Weit jenseits von „größeren“ Ansammlungen von Häusern und der damit einhergehenden Lichtverschmutzung muss man sich auch befinden, um die Biester ohne störende Einflüsse ablichten bzw. überhaupt erst sehen zu können, Letzteres zumindest bei den schwächeren. Die Show ging allerdings schon vor der Abfahrt nach Wiseman los (die „zweitgrößte Stadt“, Einwohnerzahl: 13). Der Himmel explodierte alle paar Minuten regelrecht, teilweise auch in allen Farben. Ich bediene mich jetzt hier für die „Beweisaufnahme“ mal des alten Tricks, das Display meiner Kamera abzulichten. Anders komm ich da gerade nicht ohne „Verluste“ ran. Und das hier ist auch nur, um eine Ahnung von dem Spektakel zu bekommen.



YES, endlich so, wie ich sie immer fotografieren wollte. 😎 Gegen halb 5 lag ich im Camp wieder in der Falle – trotz zuvor in Wiseman netterweise geheizter Hütte mit ein bißchen Eisfüßen. Die Temperaturen fallen da draußen zur Zeit nachts halt doch etwas unter Null. Egal! Hab ich währenddessen kaum gemerkt. Ich war abgelenkt.


Die nächste Tour bei Tageslicht startete um 10. Die fordern einen hier ganz schön. 🙂 Aber auch der Ausflug war es wert. Bei Tage sieht man halt wieder ganz andere Sachen. Die Herbstfärbung hat in der Gegend aufgrund des Breitengrads schon vor geraumer Zeit eingesetzt, wie auch hier nahe des Atigun Pass.



Bevor einer fragt: Ja, es war auch dort oben kalt. Aber mein neu erworbenes Beanie „echt original“ vom Yukon River Camp (die Mütze!, vermutlich Made in China 😉 ) hat gut gewärmt.


Hopphopp zurück nach Coldfoot und ab in den Flieger. Der Pilot hat schonmal alle Erwartungen gesenkt, daß dieser Flug ohne Turbulenzen ablaufen könnte. 🙁 Ich musste mich auf meine Kotzpille verlassen. Aber entweder hat die gut gewirkt, oder es war halt doch alles nur halb so wild. Hat auch nicht allzu heftig geschüttelt. Wahnsinnsbegeisterung für die Art des Transportmittels jedenfalls bei meinen Mitreisenden. 😉



Dabei war die Aussicht auf dem lediglich 60 Minuten dauernden Rückweg nach Fairbanks wirklich fantastisch.



Achja, 10 Stunden Schlaf fühlten sich übrigens gerade toll an. 😉 Ich mach mich gleich auf den Weg in Richtung Kanada. Nach einem Stop in Tok ist das nächste größere Ziel Dawson City.


Liebe Grüße,
Marco


PS: Und immer wieder ganz lieben Dank fürs Kommentieren!

6 Gedanken zu “La La Lights”

  1. Hallo, mein Marco, schön wieder einen Bericht über deine Abenteuer in Alaska zu lesen. Ich hab‘ schon darauf gewartet. Und herrlich, diese Fotos und dabei sind das ja nur die Schnellen für die Dokumentation ??. Sicher ist die Reise super schön, aber auch anstrengend. Und wohl auch sehr wechselhaft, was die Temperaturen angeht, zumal du mal tagsüber, aber auch nachts unterwegs bist. Aber Hauptsache es macht Spass und du genießt es. Weiter toi, toi, toi….?? Ich drück‘ alle Daumen und weiter gutes Gelingen.
    Liebe Grüße, Mutti

  2. Das ist es ja immer: super schön und andererseits aber halt immer wieder mal anstrengend. Aber sonst könnt ich mich ja auch irgendwo an den Strand oder Pool legen. 😉 Ich erwähne sowas nur, weil die Frage kam, wann ich eigentlich mal schlafe. 😀
    So ist es, das sind hier immer nur die „Schnellen“. Kann ja nicht schon mein ganzes Pulver verschießen. 🙂

  3. Sag mal, Marco, gibt es da eigentlich auch Frauen (oder Touristinnen) ?

  4. Äh, ja. Na klar, mindestens genauso viele wie männliche Touristen. Auf den bisherigen Guided Tours waren Frauen in der Mehrheit, in Coldfoot war ich neben dem Fahrer sogar der einzige Kerl (der Rest eine Truppe Lehrerinnen aus Down Under). Und guck mal genauer hin, wer da im Flieger hinter mir sitzt! 🙂

  5. Yep, schöne bildhafte Namen! 🙂 Der Ort am Ende des Dalton Highway an der Nordküste heißt z.B. Deadhorse. Wenn man in alten Zeiten nach fast 700 km irgendwann da oben ankam… hmm. 😉

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