To Climb, Or Not To Climb


Hochklettern, oder doch nicht? Das ist hier die Frage.

Auf Uluru hinaufzukrabbeln, hat für die meisten Besucher zweifelsfrei einen gewissen Reiz. Es gibt auch einen extra dafür vorgesehenen Pfad, der sogar mit einer Kette zum Festhalten „gesichert“ ist. Nun ist Uluru, wie schon erwähnt, aber ein heiliger Ort der Aborigines, dessen Besteigung ausschließlich den Vorfahren der heutigen Ureinwohner vorbehalten war, als diese selbst den Berg zu einem der bedeutendsten spirituellen Orte der Aborigines-Kultur ernannten. Da steigt man also nicht einfach mal so hoch und knippst mit seinem iPhone herum.

Seit Jahren wird nun diskutiert, ob im Sinne des jetzt endlich erlangten Respekts für die Ureinwohner der Aufstieg prinzipiell untersagt werden sollte oder ob dem Nationalpark durch den ermöglichten Aufstieg weiterhin eine großer Magnet für kletterwillige Touristen erhalten bleiben muß. Aus meiner Sicht gäbe es da eigentlich gar keine Diskussion. Auf unseren Kirchen wird auch nicht jeden Tag herumgekraxelt, und trotzdem kommen die Leute in Scharen, um sie zu besichtigen.

Diesen scheinbaren Widerspruch umgehen die hiesigen Verantwortlichen im Moment noch, indem sie einem direkt am Ort des Aufstiegs und auch in Form unzähliger Schilder oder Broschüren im gesamten Nationalpark mitteilen, daß man generell zwar hoch darf, aber wer das macht, eigentlich total doof und respektlos ist 😉 , daß man dabei ganz dolle totgehen kann, daß es doch so viel wichtigeres im Leben gibt, und überhaupt. 🙂 Man sieht, die starke australische Tourismusbranche will um jeden Preis vermeintlichen Rückgängen in den Besucherzahlen vorbeugen, weil Touristen glaubten, es gäbe ohne diese Kletterei am Uluru nichts mehr zu erleben. Das ist natürlich absolut nicht so.

Lange Rede, kurzer Sinn. Als ich heute am frühen Nachmittag von meinem abschließenden Base Walk um The Rock drumherum zurückkam, sah ich schon, daß an der Stelle des Aufstiegs einige Leute am Hochkrabbeln war. Da der Aufstieg in den letzten Tagen (als gefühlte Dauermaßnahme) aber geschlossen war, war mein erster Gedanke: „Idioten! Die können wohl nicht lesen.“ Als ich um die Ecke kam, sah ich aber, daß die Absperrung geöffnet und das „Geschlossen“-Schild verschwunden war. Ca. 10 bis 20 Leuten waren bereits auf dem Weg zum Gipfel.





Und dann steht man dort und kaut sich auf der Unterlippe herum. Es ist erlaubt. Es ist eine einmalige Gelegenheit. Aber direkt neben dem Beginn des Kletterpfads steht ein großes Schild mit dem Hinweis der Aborigines (u.a. sogar in deutscher Sprache), bitte nicht hochzukrabbeln.



Die Leitung des Nationalparks hilft Besuchern mit dieser Ambivalenz nicht wirklich aus dem Dilemma, respektvoll mit der Aborigines-Kultur umgehen zu wollen, gleichzeitig aber auch eine einzigartige Gelegenheit auf dem Präsentierteller vor sich liegen zu haben.

Ich hab mich dann für einen Kompromiss entschieden, mit dem ich meines Erachtens den Ureinwohnern und ihrer spirituellen, heiligen Stätte auf jeden Fall Respekt zolle. Ich bin nur bis zum Anfang der Sicherheitskette geklettert, was ungefähr einem Sechstel der Strecke entspricht. Aber selbst dieser Abschnitt hatte es schon in sich. An Höhenangst sollte man nicht leiden. Einen sicheren Tritt braucht man auch. Einmal das Gleichgewicht verloren, und man macht einen ziemlich heftigen Abgang, selbst auf diesem untersten Stück. So hier sieht’s an meiner „Kompromiss“-Stufe aus. Die Perspektive täuscht etwas über die Höhe hinweg. Das ist auf Bild 1 (siehe oben) in etwa das untere Ende der Klettergruppe in der Bildmitte.





Und damit man auch sieht, daß ich es wirklich selber war, entschloss ich mich auf dem (sehr, sehr vorsichtigen!!) Abstieg, das mal besser auch noch festzuhalten. 🙂

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