Boltzfurt


Ich befinde mich sozusagen wieder auf dem Rückweg nach Reykjavík. Die Zielgerade wird mit jedem Tag kürzer. Nichtsdestotrotz sind noch einige interessante Orte auf diesem Weg, die ich noch sehen kann. Vorhin hab ich mich sehr, sehr spontan entschieden, die Fähre zur Insel Heimaey zu nehmen, ein paar Kilometer vor der Südküste Islands in der Inselgruppe der Vestmannaeyjar. Mein Touri-Buch versprach eigentlich eine Überfahrt von mindestens 3 grauenvollen Stunden auf offener See. Gemeint war jedoch noch eine alte Verbindung von einem der Häfen südlich von Reykjavík aus. Am Wegesrand tauchte ein Wegweiser zu einem nagelneuen Fährhafen in Landeyjahöfn auf, von dem die Fahrt nur knapp eine halbe Stunde dauerte. Puhh, genau mein Ding. 😉

Das alles befindet sich übrigens in unmittelbarer Nähe des berüchtigten Eyjafjallajökull. Kann gar nicht glauben, daß mir das Wort schon ohne Stocken in die Tastatur fließt. 😉 Ihr wisst schon – der mit der Aschewolke. Nun, viel sehen kann man von dem Bösewicht nicht. Denn wenn man sich nicht gerade auf den Gletscher selbst oder zumindest direkt an seinen Rand begibt, kann man da nicht viel erkennen.

Also hab ich mich etwas näher „herangewagt“ und bin in das Þórsmörk-Tal gefahren. Dort warten aber auf den ambitionierten Autofahrer ganz andere Herausforderungen: Fluß-Durchquerungen! Die sind nicht ganz unkritisch, selbst mit geländetauglichen Autos, auch wenn es mit Letzteren gehen sollte, wenn der Fluß nicht gerade Rhein-Tiefe hat. Allerdings steht keine einzige Versicherung für Schäden ein, die an einem Mietwagen bei solchen Aktionen entstehen. Dieses Sprüchlein bekommt man auch von JEDEM Autoverleiher in Island zusammen mit einem Bild von einem abgetauchten Jeep ungefragt mit auf den Weg.
Na die ersten paar Rinnsale waren wirklich kein Problem. Aber nach Nummer 7 und 8 wurde es schon anspruchsvoller. Da mußte ich auch mal gegen die Strömung anlenken. Und schließlich kam mein großer Moment. Als ich erfolgreich durch diese heftige Brühe durch war, konnte ich gar nicht anders, als anhalten und mein Erfolgserlebnis in einem Bild festhalten. 🙂



Wehe es sagt einer „Bächlein“! 😉 Witzigerweise hatte ich unmittelbar nach dieser Durchquerung tatsächlich das irrationale Gefühl nasser Füße… Mag auch Angstschweiß gewesen sein. 😉

Aber wie ich da gerade so stand und überlegte, ob man diese Stelle des tückischen Stroms nicht angemessen benennen sollte (siehe Beitragstitel!) ;), kam doch tatsächlich so eine Monstrosität von Offroad-Truck und bretterte durch die Furt, ohne zu zögern oder auch nur mit dem Scheinwerfer zu zucken. Es war fast, als hörte man Fahrer und Auto verächtlich lachen. Da mußte ich meinem kleinen Geländewürfel aber ganz lieb zureden und ihm sagen, daß er auch so stark wird, wenn er erstmal groß ist. 😉 Hey, das Ding hatte Räder, da war jedes einzelne alleine so groß wie mein ganzes Auto. Hmpf!

Beim nächsten Fluß hätte ich allerdings auch sowas gebraucht. Das war dann nix mehr für meine Mutter ihren Sohn. Zu tief, zu breit, zu reißend.



Hab ich lieber sein lassen. Machte aber nix. Den für mich realistisch erreichbaren Teil des Tales hatte ich ja gesehen, und somit konnte ich auch umkehren. Leider hatte sich mein Auto die erniedrigende Begegnung mit dem Monster-Truck an ebenjener Stelle wohl etwas zu sehr zu Herzen genommen. Dazu kam auch noch, daß hinter mir ein weiterer Fahrer anrückte, der nicht warten wollte, bis ich die Suppe durchquert hatte und direkt nach mir eintauchte. Nun kam meine Büchse doch tatsächlich mittendrin im wahrsten Sinne des Wortes ordentlich ins Schwimmen, was meinen Hintermann dazu „zwang“, mich im Fluß(!) zu überholen, um nicht selbst darin stehenbleiben zu müssen. Für solche Vollpfosten sollten da Schilder aufgestellt werden: Pro Fluß nur ein Fahrzeug. 😉 Naja, ich bekam dann trotz Extra-Überhol-Flutwelle (oder vielleicht gerade deshalb) doch noch brauchbaren Boden unter die Räder und hab’s problemlos an’s Ufer geschafft. Hmm, seither geht allerdings mein Autoradio nicht mehr. Keine Ahnung, ob da ein Zusammenhang besteht. Vielleicht muß ich ja auch nur wiedermal Kurs auf eine der üblichen unasphaltierten Holperpisten nehmen, und das Ding geht wieder… 😉 Egal, allzu lange werd ich den Würfel eh nicht mehr fahren.

Schonmal 1500 Jahre altes Eis genascht? Der Inhalt meines Kühlschranks kommt da nicht ganz ran. Auf dem Jökulsárlon, der schonmal erwähnten Gletscherlagune des Vatnajökull, darf man mal dran schlecken. Schmeckt doch tatsächlich wie Wasser… 🙂



Und richtig drauf auf dem Gletscher bin ich (einen Tag nach der Skidoo-Tour) natürlich trotzdem schon ein zweites Mal gewesen. Auch wenn’s nicht der Eyjafjalla war, sondern wieder der sehr viel größere und damit unvermeidliche Vatnajökull, diesmal von Skaftafell aus. Aber so mit Steigeisen und Picke loszuziehen, hatte schon was. Das sah John aus England auch so. 🙂



Genug gebloggt für heute. Bestimmt melde ich mich nochmal aus Reykjavík. Bis denne!

3 Gedanken zu “Boltzfurt”

  1. Alle Achtung,scheinst ja schön vorsichtig gefahren zu sein,das Auto sieht aus wie frisch aus der Waschstrasse…! 🙂

  2. Genau, Waschstraße! Und die heißt „Isländischer Septemberregen“. 😉
    Ich würde eher sagen, vorteilhaft geschossenes Bild. Von hinten sieht die Kiste aus wie Sau.

  3. Moin Kleiner. Bin gerade mal am reinschaun. Spannende Tour! Frohes Schwimmen noch! 😉

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