From Dusk Till Yawn

Zurück am Polarkreis. Oder zumindest fast, so ’ne halbe Tagesfahrt ist es ja schon noch bis zum P-Circle. Die meisten von Euch wissen es sicherlich, ich bin wieder in Fairbanks, Alaska. Vor 4 Jahren hatte ich zwar schon sehr beeindruckende Nordlichter vor die Linse bekommen (nicht nur die, aber die Auroras waren in der Intensität ja doch ein lang gehegter Traum). Was Gestaltung und Motivoptionen angeht, war dort mangels individuellem Bewegungsspielraum allerdings noch Luft nach oben (ich weiß, ich weiß – Fotografen-Spleen, irgendwie genügt es nie 😉 ). Da der umgehend entworfene Plan für 2020 aus bekannten Gründen flachfiel, war es also dieses Jahr soweit.

Das Besondere – ich bleibe sozusagen als Basis an einem Ort, direkt im Bereich des sogenannten Auroragürtels, wo der Teilchensturm am stärksten ist, und das ist in diesen Längengraden Fairbanks. Als Stadt jetzt nicht unbedingt ein Schmuckstück. Ist mehr so eine Art Ausgangspunkt für diverse Outdoor-Aktivitäten. Nach meinem Flug holten nicht wenige Vollbartträger ihre schwer gesicherten Hartschalentaschen vom Oversize Luggage ab. Der Form nach zu urteilen, waren da wohl eher keine Stative für Teleobjektive oder Feldstecher drin. Sah mir nach anderem Großkaliber aus. In Erscheinungsbild und Equipment ein sehr häufiger Anblick hier. Also nicht sehr hübsch, die Stadt. Aber eher wegen viel Industrie, Bahntrassen mit kilometerlangen Güterzügen und einem Self Storage am anderen. Dafür (neben vielen netten Cafés und Diners) einiges an nützlicher Infrastruktur wie Ausrüstern und Verleihern diversen Hardcore-Gears, bevor nur noch Wildnis kommt. Aber wen interessiert’s, wenn man sich eh – die zweite Besonderheit – ausschließlich nachts bewegt. Wegen der Mitternachtssonne in den Sommermonaten haben die hiesigen Hotels meistens regelrecht bombensichere Vorhänge. Das hilft mir derzeit tagsüber sehr. Ich hab mir also den Jetlag gar nicht erst abgewöhnt, sondern bleibe gleich in meinem alten Tag-/Nachtrhythmus. Bis auf den anstrengenden Flug war das meinem Schlafbedürfnis ganz dienlich. Bin nach Ankunft um Mitternacht erst morgens gegen 8 ins Bett, 16 Uhr wieder raus und war jetzt die ganze Nacht auf den Beinen, um schonmal die Foto-Location am Chena Lake dann für morgen auszukundschaften.

Zurück in der Stadt und wenn zum „Feierabend“ der Sonnenaufgang und ein ausgedienter Friedrich-Merz-Kleinwagen grüßen… (der links isses nicht)

Die Öffnungszeiten von Coffee-DriveIns, Burgerbuden und Restaurants kommen mir in diesem Modus immer noch relativ gut entgegen. Ich sollte im 24/7-Diner morgens um 6 halt nur die Kaffee-Flatrate ausschlagen. Wäre um die Zeit nicht sehr schlaffördernd. Alles klappt selbstredend nicht. Manchmal wird „Breakfast only“ halt zur falschen Zeit angeboten, und ein nettes Abendessen im Nobelrestaurant werd ich auch vergessen können. Die haben wie erwartet so früh natürlich nicht geöffnet. Aber damit hatte ich gerechnet. Alles gut also. Dafür hab ich mein „Nachteulenexperiment“ ja auch bewusst für eine überschaubar lange Zeit von etwas weniger als 14 Tagen angelegt (mit erneutem abschließendem Abstecher an meine alte Wirkungsstätte in Lancaster, Pennsylvania).

Für Nordlichter war die erste Nacht noch zu verhangen. Vom Flieger hatte man welche erahnen können, die Aktivität soll Aussagen Einheimischer zufolge sogar hoch gewesen sein – man muss es halt nehmen, wie es kommt. Heute Abend soll es schon aufklaren. 🙂 Na dann, weiter Daumendrücken! Ich geh jetzt ins Bett.

Liebe Grüße,
Marco

P.S.: Ich muss mich hier immer wieder dran erinnern, nach dem Aufstehen die Leute nicht mit „Morning“ zu grüßen. Hab schon ein paar Mal abends um 19 Uhr in verdutzte Gesichter geschaut.

4 Gedanken zu “From Dusk Till Yawn”

  1. Hallo, mein lieber Marco, danke für die ausführliche Schilderung deines „Tagesablaufs und der Nachtaktivitäten“. Ich hoffe sehr, dass dir viele beeindruckende Fotos von Nordlichtern gelingen.
    Ich hab‘ den ganzen Tag meine liebe Mühe mit den Zeitzonen, um zu überblicken, ist es Tag in Fairbanks oder Nacht und ist Marco am Schlafen oder auf der Pirsch.
    Ganz liebe Grüße, Mutti

  2. Geht mir mit den Zeiten aber auch so. Ganz schöne Hirnakrobatik, auch in Hinsicht auf Rück- bzw. Zwischenflug nach Lancaster, wo dann ja wieder eine signifikant andere Zeitzone ist und ich mich aber wieder mehr tagsüber bewegen werde – um dann am Ende erneut 6 Stunden zur mitteleuropäischen Zeit zu springen.

  3. Zumindest biste hinter den bombensicheren Vorhängen auch sicher vor den Großkalibern! Falls einer Mal beim Rock daneben schießt….!

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